Vor der Einschulung – was Vorschulkinder können sollten

Hilfe! – Zahlreiche Elternratgeber lesen sich wie To-Do-Listen von Lebens- und Lernbereichen, in denen Vorschulkinder fit sein müssen, bevor es ans Befüllen der Schultüte geht. Was sollten Kinder im letzten Kindergartenjahr vor Schulbeginn wirklich noch lernen? Welche Kompetenzen erleichtern den Schulstart?

Selbstständigkeit

Hausaufgaben merken, den Turnbeutel nicht liegenlassen und ohne Trödeln unterwegs sein – Schule verlangt eine Menge Selbstständigkeit. Wie selbständig Ihr Kind ist, hängt eng mit seinem Erfahrungshorizont zusammen. Selbstständige Vorschulkinder ziehen sich allein an und binden ihren Schuhen selbst die Schleife. Läuft die Nase, putzt man sie selbst. Nach Wohnadresse, Vor- und Nachnamen der Eltern und eigenem Geburtstag gefragt, kennt sich Ihr Kind aus. Klingelt das Telefon, meldet es sich mit vollem Namen und merkt sich, wer angerufen hat. Und weiß, dass man von Brotschneidemaschine oder aggressiven Haushaltsreinigern besser die Finger lässt.

Jeder kennt das Szenario: Unterwegs und kein WC weit und breit. Zukünftige Schulkinder leisten mit Geduld Bedürfnisaufschub. Keine Angst: Warten kann man üben, im Supermarkt oder an der Freibadkasse. So lernt Ihr Kind, dass „nicht sofort“ nicht gleichbedeutend mit „nie“ ist – eine Erkenntnis, die ihm auch stillsitzen hilft. Beschäftigungen, die darauf vorbereiten sind Puzzeln, Perlen auffädeln oder einfach entspannt einer Geschichte lauschen.

Leider heißt Schule auch Misserfolge ertragen. Im Spiel Gewinnenlassen? Kontraproduktiv. Ihr Knd muss die Erfahrung machen: Wenn ich dranbleibe, schaffe ich es – zur Not etappenweise. Leistungsbereite Kinder übernehmen freiwillig Aufgaben wie Staub wischen, Katze füttern oder Tischdecken – Loben nicht vergessen!

Kommunikation

Ein regelbewusstes Kind, das rücksichtsvolle soziale Kontakte pflegt, weiß spätestens jetzt, dass Konflikte keine Einbahnstraße sind – und wie man sich wieder verträgt. Kinder, die die Zauberworte Danke und Bitte kennen, situationsgerechtes Begrüßen und Verabschieden beherrschen und andere ausreden lassen, punkten – und respektieren nicht nur die eigenen, sondern auch fremde Tischsitten und fremdes Eigentum.

Klar, Fehler macht jeder – man darf sie zugeben und um Entschuldigung bitten, am einfachsten, wo offen über Gefühle geredet wird. Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich fühlt, aber erzählen Sie auch von sich: „War das ein Tag, bin total geschafft!“. Solche Erstklässler haben keine Scheu, Stolz auf Geschafftes zu zeigen oder Überforderungen zu formulieren.

Umweltorientierung

Eltern, die links und rechts nicht unterscheiden können? Kein Einzelfall. Eselsbrückenvorschlag zu diesem Basic der Umweltorientierung: Rechts ist da, wo der Daumen einen Leberfleck hat. Nach einer kurzen Woche schaffen I-Männchen den Schulweg allein und kennen Zebrastreifen und Ampel.

Auch Ihr medienaffines Großstadtkind weiß: Pflanzen und Tiere sind Lebewesen, die Respekt verdienen. Erde ist kein schmutziger Abfall, Plastikmüll aber sehr wohl. Glücklich, wer bereits im Kindergarten Mülltrennung geübt und bei Streifzügen durch Natur und Zoo gelernt hat, Zoo- und Haustiere sowie Baumarten und Obstsorten zu benennen.

Erstes (Be-)Schreiben und Rechnen

Sprachlich fit? Geschichten zusammenhängend nacherzählen, Gegenstände beschreiben, Lieder mitsingen, Tiergeräusche nachahmen oder in einer anderen Sprache bis Zehn zählen ist kein Problem. Kleine Künstler unterscheiden Grundfarben, Vorder- von Hintergrund und halten Stift, Pinsel und Schere ergonomisch richtig.

Beinah selbstverständlich – Namen schreiben, mit Fingerhilfe im Zehnerraum rechnen sowie Dreieck, Viereck und Kreis auch als Symbol erkennen. Mengen zerlegt Ihr Kind sicher nach Anzahl: Du hast fünf Murmeln und legst zwei weg. Wie viele sind noch in deiner Hand?

Echte Anregungen fördern spielerisch, ohne zu überfordern. Denn Kompetenzfelder sind Vieles, aber keine Listen, die es unter Erfolgsdruck bis zur Einschulung abzuarbeiten gilt. Vielmehr gilt, die folgende, kindlich-neugierige Perspektive so lange wie möglich zu erhalten: Das Leben als Spiel.

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